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Draußen
vor der Tür Wolfgang Borchert
Inszenierung
Christoph Diem / Saarländisches
Staatstheater 2011 |
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"... Und
das Brüllen wächst und rollt, wächst und
rollt“ heißt es, wenn Beckmann von den Tausenden
Toten berichtet, die ihn heimsuchen. Regisseur Christoph Diem hat der
Versuchung widerstanden, brüllen zu lassen. So kann Andreas
Anke statt eines lamentierenden Hiob einen bis zum Wahnsinn
verstörten Mann zeigen, der nicht an Selbstgerechtigkeit oder
-mitleid zugrunde geht, nicht rechtet und richtet, sondern verzweifelt
wieder dazugehören will.
Schreie und Wimmern brechen aus ihm heraus, wenn er die Qual der
Erinnerung
nicht mehr erträgt, über das
Menschenmögliche hinaus leidet, weil ihm fehlt, was die
anderen „drinnen“ im Übermaß
haben: die Gabe zu vergessen. Dann fahren Borcherts Sätze und
Bilder wie Äxte in unsere Ruhe. Und wenn dieser Beckmann
ungläubig staunend vom Massensterben erzählt, klingen
einem die fassungslosen Sätze der nach Afghanistan geschickten
Bundeswehrsoldaten im Ohr....." |
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Saarbrücker
Zeitung | 17. Januar 2011
von Christoph Schreiner
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"...Mit
Beckmann steht und fällt ein solcher Abend. Anke aber hat
diese von "nasskalten Gespenstern" heimgesuchte Figur so sehr bis in
alle Fasern hinein verinnerlicht, dass man sich ihr gar nicht entziehen
will. Sein Beckmann ist einer, der überläuft vor
Verzweiflung. Sie trieft ihm aus Haar- und Fingerspitzen. So, wie er
schnieft, zappelt, spuckt, schreit und daliegt, scheint er nicht mehr
Herr seiner selbst. Und doch ist Ankes Beckmann der einzige, der seine
innere(n) Stimme(n) hört...." |
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Don Carlos
Friedrich Schiller
Inszenierung
Christoph Diem | Saarländischen
Staatstheater
2014 |
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"...Die
Charaktere rotieren in ihrem
Psycho-Kerker. Selbst der Staatsmann Philipp II, den Andreas Anke
kraftvoll männlich durchglüht und ihn dabei trotzdem
eher
grüblerisch denn dämonisch zeichnet, agiert unfrei:
Jähzorn und
Misstrauen beherrschen den Herrscher. ..." |
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Blick
zurück im Zorn
John
Osborne
Inszenierung Martin Nimtz | Saarländischen
Staatstheater
2013 |
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Nachtkritik.de |
14.September 2013
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"...
Jimmy Porter ist alt
geworden. Im Saarländischen Staatstheater sieht man das auf
den ersten Blick: Andreas Anke gibt den ehedem jungen aggressiven Mann
aus John Osbornes "Blick zurück im Zorn" und macht sich erst
gar keine Mühe zu verbergen, dass er mittlerweile vier
Jahrzehnte lang Teil jenes gesellschaftlichen Schneckenrennens ist,
gegen das er auf der Bühne zweieinhalb Stunden lang in der
Rolle des Nachwuchsrevoluzzers ankämpft."
... "So
werden der körperlich ungemein präsente, mimisch
differenziert ausdrucksstarke Andreas Anke und der energetische Robert
Prinzler (auch ein Staatstheater-Neuling) als Cliff zum Kraftzentrum
der Inszenierung. Sie beweisen, dass der Zorn, den das Produktionsteam
in riesigen roten Großbuchstaben protzig wie ein
Werbeversprechen über die Bühne gehängt hat,
nicht nur eine Showeinlage aus alter Zeit ist. Mit ihrer Hilfe gelingt
es Regisseur Martin Nimz, seine Vorlage gehörig zu entstauben.
..." |
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Die
Kleinbürgerhochzeit Bertolt Brecht
Inszennierung
Dagmar Schlingmann | Saarländischen Staatstheater
2012
eine Koproduktion mit dem Theatre National du
Luxembourg |
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Saarbrücker Zeitung |
3. Dezember 2012
von SZ-Redakteurin
Chatrine
Elss-Seringhaus
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"...
Das war die Botschaft des
frühen, des exzessiven Brecht, der in seiner
„Kleinbürgerhochzeit“ (1919) den Freund
des Bräutigams eine vulgäre
„Keuschheitsballade“ zu Ehren der Sauerei
grölen lässt. Andreas Anke macht das grandios. Hinter
der Maske des jovial-schleimigen Salon-Löwen versteckt er eine
beängstigende Gewaltbereitschaft. Anke reißt einem
Stuhl die Armlehne aus, als drehe er einem Menschen den Arm aus der
Schulter. Jawohl, es liegt viel Animalisches und Bestialisches in der
Luft. ..." |
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Bild-Saarland | 3. Dezember 2012
Von Angie Brinkmann
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Endstation
Sehnsucht Tennesee
Williams
Inszenierung Christoph
Diem / am
Saarländischen Staatstheater 2011 |
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Saarbrücker
Zeitung | 5. September 2012
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"...
In
der
Feuerwache trägt Andreas Anke allerdings ein banales
hellblaues
Langarm-Hemd, wie er insgesamt als Gegenmodell
brütend-gefährlichen Sex-Appeals daher kommt. Anke
schreit wie ein trotziges, hilfloses Kind nach seiner Stella und rennt
wie ein Bulle gegen die Fassade von Blanche an – ein schlecht
erzogener Banalo, eine maskuline Leerstelle. Diese Rollen-Zeichnung
liegt in Diems Logik: Die
erotische Schwüle der 50er Jahre hat
er ausgemerzt ..." |
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Zur schönen Aussicht
Ödön
von Horath
Inszenierung
Wolfram Apprich / am Saarländischen Staatstheater 2010 |
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Saarbrücker
Zeitung | 8. Januar 2010
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"...
Beim primitiven Chauffeur Karl
(Andreas Anke) bricht sich das Unterbewusste in einer
Rülps-Arie Bahn. ..." |
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Mann ist
Mann Bertolt
Brecht
Inszenierung Christoph
Diem / am
Saarländischen Staatstheater 2009 |
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Saarbrücker Zeitung |
12. November 2012
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"...
Und sind nicht die Soldaten - was
für ein spielfreudiger Haufen: Andreas Anke (Uria), Johannes
Quester (Jesse), Georg Mitterstieler (Polly), Boris Pietsch (Jeraiah) -
manchmal zartbesaiteter, ja menschlicher als die berechnende Begbick?
..." |
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Die
Räuber Friedrich
Schiller
Inszenierung Bernhard
Stengele /
am Mainfrankentheater Würzburg 2008 |
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Main-Echo | 14.10.2008
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"...
so beängstigend
natürlich wie Andreas Anke den wie ein Geschwür auf
jedweder Moral juckenden Räuber-Sadisten Spiegelberg, ..." |
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Die
Katze auf dem
heißen Blechdach
Tennesee
Williams
Inszenierung Christoph
Diem / am Mainfrankentheater Würzburg 2008 |
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Main-Echo |
Mai 2008
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"...
Autor
und Regisseur richteten das
Rampenlicht auf das Kuriositätenkabinett menschlicher
Gesellschaft. Indes: Die verlorenen Seelen auf der Würzburger
Bühne - von
denen Andreas Anke als Brick das Säufer-Zittern der inneren
Zerrissenheit auf erschreckend überzeugende Weise
meistert - rühren
bei aller Verlogenheit und Skrupellosigkeit zu Mitleid, was
wiederum nur das Empfinden eigener Überlegenheit dokumentiert.
..." |
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Professor
Unrat
Heinrich
Mann | John von Düffel
Inszenierung
Franzsiska
Schütz | Mainfrankentheater Würzburg 2008 |
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Fränkische Nachrichten,
vom 22. Februar 2008
Frustausbrüche
und Brüllattacken
Von
Felix
Röttgen |
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"...
Mit Mut und
Dreistigkeit
kompensiert
Andreas
Anke als "Kieselack" seine proletarische Herkunft und treibt das
Geschehen als Anführer immer schneller voran. ..."
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Unter
Tage Sigrid
Behrens
Inszenierung Nada
Kokotovic / am
Mainfrankentheater Würzburg 2008 |
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Main-Echo | November 2008
Kumpel
- Haft
von Stefan Reis |
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"... Die
erschreckende
Faszination dieser Inszenierung gründet sich auf der
Leichtigkeit
mit der Anke, Müller-Beck, Higer und Forester Stollen in
Erwartungshaltungen (individuell wie gesellschaftspolitisch) treiben,
Hoffnungen (individuell, beim Betrachten des Spiels) wegsprengen und
Resignation (gesellschaftspolitisch) zu Tage fördern. Was in
den
ersten Sekunden tatsächlich noch theatralisch klingt, erwesit
sich
mit Fortlauf der Zeit als akzeptierter, weil wie
selbstverständlich angehäufter Abraum der Sprache.
Zumindest da ist sich Behrens Quartett im Einklang: Wo alles gesagt
wird, gibt es für den anderen nichts mehr zu sehen - und
Erkenntnis ist das letzte, was in diesem Miteinander erwünscht
wird. Hans,
Ludwig,
Georg und Undine wären große Karrieren bei Medien
beschieden
- Andreas Anke, Klaus Müller-Beck, Christian Higer und Natalie
Forester tun uns allen ein Gefallen, indem sie auf der Bühne
bleiben. ..."
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Julie,
Traum und
Rausch
Wolfgang
Maria Bauer
Inszenierung Corinna
Preisberg /
am Mainfrankentheater Würzburg 2006 |
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Mainpost | 5.März 2006
Ein
Geschlechterkampf auf Leben und Tod
Von Eva Werner |
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"...
Andreas
Anke zeigt viel Wandlungsfähigkeit, wenn er als Jean, stets
hin-
und hergerissen von Zukunftstraum und Leidenschaft, über die
Bühne stürmt. ..." |
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Psychose
4.48
Sarah
Kane
Inszenierung Bernhzard
Stengele
/ am Mainfrankentheater Würzburg 2006 |
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Mainpost
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12. Juni 2006
Wenn
Theater
abstößt und schmerzt
Von
Torsten Maier |
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"...
Und auch, um die grandiose
Leistung der drei Schauspieler Natalie Forester, Andreas Anke und
Christian Higer zu erleben, die sich diesem Wahnsinn bis zur letzten
Sekunde hingeben. ..." |
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nummer
18 | Juli-August 2004
Welt
in Scherben
von
Manfred Kunz |
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"...
Übermenschliches
leisten die drei Darsteller. Sie geben den
Bewußtseinsströmen Kontur und bleiben doch
ungreifbar. Im Wechsel von Anspannung und Entspannung durchleben und
durchleiden ihre Körper den Text und bewahren dennoch Distanz
zu ihm. Dichte, hoch konzentrierte Bewegung einerseits, intensive,
statische Körperlichkeit anderseits sind die darstellerischen
Ausdrucksformen, die Stengele dem Trio über 75 Minuten in
höchster Intensität abverlangt. Natalie
Forester, Andreas Anke und Christian Higer meistern das in
bewundernswerter Konsequenz und Eindringlichkeit. Und sie zelebrieren
darüber hinaus die poetischen Momente mit einer
gelassen-heiteren Spielfreude, die noch mehr Staunen macht. ..." |
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Macbeth William
Shakespeare
Inszenierung Nada
Kokotovic / am
Mainfrankentheater Würzburg 2005 |
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nummer 6 | juni 2005 |
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Willhelm
Tell
Friedrich
Schiller
Inszenierung Bernhard
Stengele | Mainfrankentheater Würzburg 2004 |
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Klamms
Krieg Kai
Hensel
Monolog |
Mainfrankentheater
Würzburg 2005-2008 |
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Main-Post,
Juni 2008
Klamms
Krieg im Klassenzimmer |
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"... Eine
Schulstunde lang dauert das Ein-Mann-Stück „Klamms
Krieg“, das der Schauspieler Andreas Anke für die
Klasse aufführt. Das Stück von Kai Hensel handelt von
dem Lehrer Klamm, dem seine Schüler den Krieg erklärt
haben. Der komplette Deutschkurs verweigert jegliche Zusammenarbeit,
denn er macht den Lehrer für den Selbstmord eines
Schülers verantwortlich. Klamm hat ihm den fehlenden Punkt
fürs Abitur nicht gegeben.
Und während die Klasse schweigt, steigert sich ihr Lehrer
immer mehr in diesen Krieg herein. Er beleidigt seine Schüler,
erniedrigt sie, versucht sich bei ihnen einzuschmeicheln, tobt, trinkt,
brüllt, verhandelt – und offenbart dabei doch nur
immer wieder seine Unfähigkeit und Bösartigkeit.
Ein krasses Stück. Vor allem, weil sich der Schauspieler
während der Aufführung ein paar Schüler
aussucht, die er direkt anspricht, anschreit, beleidigt. So
eindringlich erlebt man als Zuschauer Theater nur selten.
„Durch das direkt angesprochen werden, konnte man sich in die
Schüler hineinversetzen“, so eine Schülerin.
Nach der Aufführung diskutiert die Klasse noch mit dem
Schauspieler Andreas Anke und der Theaterpädagogin Elisabeth
Strauß über das Stück, über
Machtverhältnisse an der Schule, über ideale Lehrer
und ideale Schüler. Und am Ende sind alle froh, dass sie
keinen Klamm als Lehrer haben. ..." |
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Drei
Schwestern Anton
Tschechow
Inszenierung Margit
Rogall |
Mainfrankentheater Würzburg 2004 |
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Mainpost,
14. Mai 2004
Das
wenig
Komische
macht das Tragische nicht leichter
Würzburg - Sie
verklären die
Vergangenheit, träumen von einer besseren Zukunft und merken
nicht, dass die Gegenwart an ihnen vorüberrauscht: "Die drei
Schwestern" scheitern auch auf der Bühne des Mainfranken
Theaters an ihren Illusionen - in einer beeindruckenden wie
beklemmenden Inszenierung von Gastregisseurin Margit Rogall.
"Gebt den
drei Schwestern Fahrkarten, und das Stück ist vorbei",
äußerte einst Ossip Mandelstam über das
Stück seines älteren Zeitgenossen Anton Tschechow
(1860 - 1904). Der russische Dichter war wohl etwas genervt von den
Schwestern Prosorow, von Olga, Mascha und Irina. Vor allem
über ihr jahrelanges ständiges Sehnen an einen Ort,
der ihnen als Paradies erscheint: Moskau. Nur dort, wo sie aufgewachsen
sind, würde ihr Leben glücklich werden. Doch seit elf
Jahren verharren sie in der ungeliebten Provinzstadt, in der sie nie
richtig angekommen sind.
Erstickender
Schrei.
Fällt
in Gegenwart der drei Schwestern der Name der Stadt oder kommt einer
der Besucher im Hause Prosorow womöglich aus Moskau, dann
fliegen sie mit einem glückseligen Seufzer zu Boden - anfangs
zumindest. Später kommt das Wort Moskau nur noch als
erstickender Schrei aus ihrem Mund.
Sicher,
gäbe man Olga, Mascha und Irina Fahrkarten, wäre das
Stück viel früher zu Ende. Aber damit würde
auch das, was Tschechow mit "Die drei Schwestern" sagen und zeigen
wollte, ebenso in der Ferne verschwinden: wie durch Illusionen Menschen
an ihrem Leben vorbeirauschen; der Widerspruch von Sehnsüchten
und Wirklichkeit; die unsägliche Trägheit, die das
Leben mancher stagnieren lässt: Sie agieren wie unter einer
Glasglocke, aus der sie nicht herauskommen.
Mit dieser
melancholischen Stimmung entlässt Margit Rogall in ihrer
Inszenierung ihr Publikum im Mainfranken Theater. Eine allzu kurze
Probenzeit hat die Regisseurin vor der Premiere beklagt,
unvorhergesehene Schwierigkeiten hätten zudem an den Nerven
gezerrt. Aber für die Schauspieler und ihr Engagement hatte
sie nur lobende Worte. Und das Ensemble präsentiert in
eindringlicher, oft beklemmender Weise die Welt der Schwestern. Es
taucht tief ein in die Seelenschau Tschechows, zeigt das Dilemma in
teilweise absurden Szenen.Das wenig Komische macht das Tragische nicht
leichter
Würzburg
Sie verklären die Vergangenheit, träumen von einer
besseren Zukunft und merken nicht, dass die Gegenwart an ihnen
vorüberrauscht: "Die drei Schwestern" scheitern auch auf der
Bühne des Mainfranken Theaters an ihren Illusionen - in einer
beeindruckenden wie beklemmenden Inszenierung von Gastregisseurin
Margit Rogall.
"Gebt den
drei Schwestern Fahrkarten, und das Stück ist vorbei",
äußerte einst Ossip Mandelstam über das
Stück seines älteren Zeitgenossen Anton Tschechow
(1860 - 1904). Der russische Dichter war wohl etwas genervt von den
Schwestern Prosorow, von Olga, Mascha und Irina. Vor allem
über ihr jahrelanges ständiges Sehnen an einen Ort,
der ihnen als Paradies erscheint: Moskau. Nur dort, wo sie aufgewachsen
sind, würde ihr Leben glücklich werden. Doch seit elf
Jahren verharren sie in der ungeliebten Provinzstadt, in der sie nie
richtig angekommen sind.
Erstickender
Schrei
Fällt
in Gegenwart der drei Schwestern der Name der Stadt oder kommt einer
der Besucher im Hause Prosorow womöglich aus Moskau, dann
fliegen sie mit einem glückseligen Seufzer zu Boden - anfangs
zumindest. Später kommt das Wort Moskau nur noch als
erstickender Schrei aus ihrem Mund.
Sicher,
gäbe man Olga, Mascha und Irina Fahrkarten, wäre das
Stück viel früher zu Ende. Aber damit würde
auch das, was Tschechow mit "Die drei Schwestern" sagen und zeigen
wollte, ebenso in der Ferne verschwinden: wie durch Illusionen Menschen
an ihrem Leben vorbeirauschen; der Widerspruch von Sehnsüchten
und Wirklichkeit; die unsägliche Trägheit, die das
Leben mancher stagnieren lässt: Sie agieren wie unter einer
Glasglocke, aus der sie nicht herauskommen.
Mit dieser
melancholischen Stimmung entlässt Margit Rogall in ihrer
Inszenierung ihr Publikum im Mainfranken Theater. Eine allzu kurze
Probenzeit hat die Regisseurin vor der Premiere beklagt,
unvorhergesehene Schwierigkeiten hätten zudem an den Nerven
gezerrt. Aber für die Schauspieler und ihr Engagement hatte
sie nur lobende Worte. Und das Ensemble präsentiert in
eindringlicher, oft beklemmender Weise die Welt der Schwestern. Es
taucht tief ein in die Seelenschau Tschechows, zeigt das Dilemma in
teilweise absurden Szenen.
Ein
Wartesaal im Nirgendwo
Dabei
unterstützt sie auch das trostlos wirkende Bühnenbild
von Gunter Bahnmüller: Das Haus Prosorow wirkt wie eine der
vielen farblosen tristen Bahnhofsvorhallen entlang der Transsibirischen
Eisenbahn - ein Wartesaal im Nirgendwo.
Früher war mehr Leben
im Haus. Doch seit der Vater tot ist, kommen nur noch wenige
Gäste, auch zum Namenstag der jüngsten Schwester
Irina (Anna Dörnte): dazu gehören der eh im Haus
lebende Militärarzt (Max de Nil), der die Zeit mit
Zeitunglesen totschlägt, der in Irina verliebte Leutnant Baron
Tusenbach (Timo Klein), der seltsame Stabshauptmann Soljony (Nils
Liebscher), der Irina ebenfalls begehrt, und der neue und gerne
über die Zukunft philosophierende Batteriechef Werschinin
(Hans Matthias Fuchs). In diesen verliebt sich Mascha (Simone Ascher),
die unglücklich mit dem spießbürgerlichen
Lehrer Kulygin (Knud Fehlauer) verheiratet ist. Die älteste
Schwester, Olga (Angelika Zielcke), ist eine ständig von ihrem
Beruf überforderte und von Kopfschmerzen geplagte Lehrerin.
Sie würde gerne heiraten, auch wenn sie den Mann nicht liebte.
Kein
überflüssiger Schnickschnack
Doch zuerst
heiratet der Bruder der Schwestern, Andrej (Andreas Anke). Aus den
Plänen, Professor in Moskau zu werden, wird nichts. Seine Frau
Natalja (Katharina Weithaler), zuerst belächelt von den
verwöhnten und gebildeten Schwestern, nimmt in ihrer direkten
Art immer mehr Raum ein im Haus, fasst den tauben Diener Anton
(Christian Manuel Oliveira in einer von Rogall erfundenen Rolle) nicht
gerade mit Samthandschuhen an. Sie ist die einzige, die in der
Gegenwart lebt, die am Ende weiß, wo ihr Platz ist.
Tschechow
sieht sein Stück als Komödie. Aber das wenig Komische
macht das Tragische nicht leichter. Die Regisseurin spielt mit
Überzeichnungen, das sorgt für Gelächter im
Publikum: etwa, als sich Natalja unpassend mit einem Bauchtanz in die
Familie einführt. Das pralle, bodenständige Leben
gegen die Künstlichkeit der oft ins Weinerliche verfallenden
oder zuweilen übertrieben kichernden Schwestern.
Rogalls
Inszenierung ist ohne überflüssigen Schnickschnack.
Zwei Rollen hat sie gestrichen. Das Stück spielt zwar in
Russland, ist aber nicht geografisch orientiert, auch nicht in der
Sprache. Es wirkt zeitlos.
Die Jahre
vergehen. Immer mehr zeigt sich das Elend ihres Lebens. Nie werden die
drei Schwestern nach Moskau fahren - auch nicht mit Fahrkarte.
Von
Christine Jeske |
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